Die Wirkung von Vitamin C bei der Krankheit Skorbut
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Jahrhundertelang raffte die gefürchtete Krankheit Skorbut auf langen Seereisen einen Großteil der Schiffsbesatzung hinweg. Die Kraft der Matrosen ließ immer mehr nach, ihre Zähne faulten und fielen nacheinander aus. Schließlich starben die Männer einen qualvollen Tod. Vermutlich stammt die Bezeichnung Skorbut von dem lateinischen Wort scorbutus (Mundfäule) ab.
Die mangelnde Hygiene an Bord stand lange im Verdacht, für die mysteriösen Beschwerden verantwortlich zu sein. Heute wissen wir, dass Vitamin C gegen Skorbut hilft. Der wertvolle Vitalstoff kann bestehende Symptome rückgängig machen und eine Entstehung der Erkrankung verhindern. Als Vitaminmangelkrankheit (Avitaminose) spielt Skorbut in der heutigen Zeit hauptsächlich bei unterernährten Menschen in Entwicklungsländern eine Rolle.
Erkrankung Skorbut – was ist das?
Skorbut stellt die schwerste Form eines Mangels an Vitamin C dar. Die Krankheit tritt dann auf, wenn dem Körper über mehrere Monate keine Ascorbinsäure zugeführt wird. Dank des ganzjährigen Angebots an Vitamin C haltigen Nahrungsmitteln kommt das Krankheitsbild in westlichen Industrieländern fast nicht mehr vor. Chronisch kranke Menschen, die einen stark erhöhten Vitalstoffbedarf haben, sind auch heute noch gefährdet. Vor wenigen Jahren kam es zu mehreren Skorbutfällen in Australien. Bei den Erkrankten handelte es sich um Diabetiker, die über längere Zeit kaum Obst und Gemüse verzehrt hatten.
Anfangs äußert sich Skorbut mit Allgemeinbeschwerden wie Leistungsabfall, Müdigkeit, Erschöpfung, Appetit- und Gewichtsverlust, Schwindel, Durchfall oder Fieber. Nach einem monatelangen ausgeprägten Vitamin C Mangel können zusätzlich verschiedene Symptome an allen Geweben auftreten, die einen hohen Kollagenanteil besitzen. Dazu zählen Blutgefäße, Bindegewebe, Knorpel und Knochen.
Typische Symptome von Skorbut sind:
- Wucherungen des Zahnfleischs, teilweise bis über die Zähne
- Zahnfleischentzündung (Gingivitis), Zahnfleischbluten und Zahnausfall
- schlechte Wundheilung
- Blutungen der Schleimhäute
- Immunschwäche mit einer erhöhten Infektanfälligkeit
- blasse Haut
- kleinflächige (Ekchymose) oder punktförmige Hautblutungen (Petechien)
- purpurfarbene Flecken vor allem an den Beinen
- Blutungen in den Haarfollikeln (perifollikuläre Hämorrhagien)
- Entzündungen und Schwellungen der Gelenke
- Muskelschwund
- Bewegungseinschränkungen aufgrund starker Knochenschmerzen
Mit der Zeit nimmt das Ausmaß der Beschwerden immer weiter zu. In schweren Fällen kann es zu Blindheit, Depressionen oder Halluzinationen kommen. Unbehandelt sterben die Erkrankten schließlich an Herzschwäche.
Vitamin C haltige Nahrungsmittel nahmen der Seefahrerkrankheit Skorbut ihren Schrecken
Lange Zeit wurde Skorbut als Seefahrerkrankheit bezeichnet, weil besonders häufig Matrosen davon betroffen waren. Die Medizin konnte nicht plausibel erklären, warum die lebensbedrohlichen Symptome an Bord vieler Schiffe auftraten. Die Existenz von Vitaminen und anderen Nährstoffen war zu der damaligen Zeit noch unbekannt. Erst im Jahre 1753 kam der schottische Arzt James Lind auf die Idee, dass die Verpflegung auf den langen Seereisen eine wichtige Rolle spielt. Nach wenigen Wochen waren alle frischen Lebensmittel verbraucht, sodass die Matrosen sich monatelang ausschließlich von knochenhartem Schiffszwieback und stark gesalzenem Pökelfleisch ernährten.
Hinzu kam, dass die Wasservorräte an Bord mit der Zeit vergammelten und zu einer Brutstätte für Krankheitserreger wurden. James Lind konnte durch eine wissenschaftliche Studie an 12 erkrankten Matrosen die Ursache von Skorbut nachweisen. Jeweils zwei der Männer erhielten Essig, Apfelwein, Zitrusfrüchte, Meerwasser, verdünnte Schwefelsäure oder ein Medikament zur Desinfizierung der Mundschleimhaut. Der einfallsreiche Marinearzt protokollierte alle Veränderungen an der Haut und den Schleimhäuten der Probanden. Bei den beiden Männern, die Zitronen und Orangen verzehrten, gingen nach wenigen Wochen die Flecken auf der Haut zurück und das Zahnfleisch erholte sich.
Durch diese Erfolge beflügelt setzte James Lind seine Untersuchungen fort. Neben den Zitrusfrüchten identifizierte er auch Sauerkraut und rohe Kartoffeln als wirksame Nahrungsmittel, um Skorbut zu verhindern. Die ermutigenden Ergebnisse veranlassten den berühmten englischen Entdecker James Cook, bei seiner dritten Expedition im Jahre 1776 eine Vielzahl an Sauerkrautfässern sowie kistenweise Zitronen als Proviant an Bord zu nehmen. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte die Wissenschaft, dass die eigentliche Wirkung gegen Skorbut von Vitamin C ausgeht. Dem ungarischen Biochemiker und Arzt Albert Szent-Györgyi gelang es 1926, das wertvolle Biomolekül aus verschiedenen Pflanzen- und Gewebeextrakten zu isolieren.
Zehn Jahre später wurde er dafür mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet. Die moderne Forschung hat die Wirkung von Vitamin C inzwischen gut dokumentiert. Der Begriff Ascorbinsäure (wörtlich übersetzt: Anti-Skorbut-Säure) weist auf die große Bedeutung des lebenswichtigen Vitalstoffs zur Vorbeugung von Skorbut hin. Wenn dem Organismus für mindestens drei bis vier Monate kein Vitamin C über die Nahrung zugeführt wird, kann er das Strukturprotein Kollagen nicht mehr in ausreichender Menge produzieren. Einerseits ist Ascorbinsäure als Kofaktor an der Kollagensynthese beteiligt.
Zum anderen sorgt das vielseitige Biomolekül für eine Vernetzung der einzelnen Proteinfasern zu einem robusten Faserbündel. Da Kollagen das Bindegewebe, die Haut und die Knochen im menschlichen Körper stabilisiert, hat ein Mangel dramatische Folgen. Die kleinen Blutgefäße können nicht mehr repariert werden und platzen auf, sodass es an den betroffenen Stellen zu Blutungen kommt. Bereits 10 Milligramm Vitamin C pro Tag reichen aus, um die Kollagenproduktion aufrechtzuerhalten. Dank Powerriegeln, frischen Zitrusfrüchten und Vitamin C haltigen Nahrungsergänzungsmitteln tritt Skorbut heutzutage auf langen Seereisen nicht mehr auf.
Fazit: Vitamin C kann die Entstehung von Skorbut verhindern
Skorbut ist eine der ältesten Vitaminmangelerkrankungen der Menschheit. Ein ausgeprägtes Vitamin C Defizit führt zu einem dramatischen Rückgang der Produktion des Strukturproteins Kollagen. Als Folge kommt es an mehreren Stellen des Körpers zu einem Aufplatzen kleiner Blutgefäße. Während der letzten 90 Jahre konnten zahlreiche wissenschaftliche Studien die positive Wirkung von Vitamin C bei Skorbut nachweisen. Der lebensnotwendige Vitalstoff nimmt an allen körpereigenen Prozessen teil, die für den Aufbau und die Reparatur von kollagenhaltigen Geweben zuständig sind. Somit beugt eine ausreichende Versorgung mit Vitamin C der Entstehung von Skorbut vor.
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