Alkoholiker benötigen eine erhöhte Zufuhr von Vitamin B1

Vitamin B1 (Thiamin) nimmt zentrale Aufgaben im Energiestoffwechsel und in der Weiterleitung von Nervenimpulsen war, so dass eine ausreichende Versorgung mit dem Vitamin geradezu lebensnotwendig ist. Es reicht allerdings nicht immer aus, über eine ausgewogene Ernährung für den nötigen Nachschub zu sorgen. Unter bestimmten Bedingungen kann die Aufnahme des Vitamins gestört sein oder es besteht ein erhöhter Verbrauch.

Alkoholismus und Vitamin B1

Chronischer Alkoholkonsum beeinträchtigt beispielsweise die Aufnahme des Vitamins im Dünndarm. Zusätzlich sorgt der Alkohol für einen erhöhten Bedarf, weil unser Stoffwechsel für den Abbau und die Verstoffwechslung des Alkohols auf Vitamin B1 angewiesen ist. Ein Teil des aufgenommenen Vitamins wird zudem zusammen mit den harnpflichtigen Abbauprodukten des Alkohols vorzeitig ungenutzt ausgeschieden. Ein hoher Prozentsatz von Alkoholikern leidet daher unter einem Vitamin-B1-Mangelsyndrom mit erheblichen Konsequenzen für die Gesundheit.

In gravierenden Fällen reicht eine extra Portion des Vitamins über thiaminreiche Lebensmittel oder entsprechende Nahrungsergänzungsmittel nicht aus, um den Mangel zügig auszugleichen. Eine Substitution des Vitamins kann dann auf parenteralem Wege per Infusion oder Injektion unter Umgehung des Verdauungstraktes notwendig werden.

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Warum besteht bei Alkoholikern ein höherer Bedarf an Vitamin B1?

Das in der konsumierten Nahrung enthaltene Vitamin B1 wird normalerweise im Dünndarm resorbiert. Falls die konsumierten Lebensmittel viel Vitamin B1 enthalten, erfolgt die Resorption hauptsächlich über eine passive Diffusion. Sollte der Nahrungsbrei wenig Vitamin B1 enthalten, springen sogenannte Thiamin-Transporter (Thiamin-Carrier) ein. Es handelt sich um Membranproteine, die die Vitamin-B1-Moleküle aufnehmen können und quasi huckepack unter Energieverbrauch durch die Zellmembran in das Innere der Zellen verfrachten.

Bei Alkoholikern mit regelmäßigem Alkoholkonsum entstehen gleich mehrere Probleme, die zu einem erhöhten Bedarf an Vitamin B1 führen. Der regelmäßige Konsum von Alkohol führt zu einer Behinderung der Thiamin-Transporter, so dass die aktive Resorption des Vitamin B1 empfindlich gestört wird. Außerdem behindert Alkohol die Speicherung des Vitamins in der Leber, und er hemmt die Phosphorylierung des Vitamins, die notwendig ist, um das Thiamin in seine biologisch aktive Form zu überführen.

Das bedeutet, dass allein die Behinderung der aktiven Resorption und die Hemmung der Phosphorylierung von Thiamin zu einem erheblichen Mehrbedarf bei Personen mit täglich überdurchschnittlich hohem Alkoholkonsum führen. Der Stoffwechsel ist beim Abbau des Alkohols zudem auf Vitamin B1 angewiesen, das in ausreichender Menge im Körper vorhanden sein muss. Die harnpflichtigen Abbauprodukte des Alkohols, die über die Nieren und den Urin ausgeschieden werden, schwemmen auch Vitamin B1 vorzeitig aus. Der erhöhte Harnfluss nach exzessivem Alkoholkonsum erklärt beispielsweise, warum sich einige Zeit danach ein Durstgefühl (Nachdurst) einstellt. Alkoholiker leiden oft an chronischer Gastritis oder an einer anderen Art von Darmerkrankung.

Sie führen meist zu einer erheblich reduzierten Aufnahmefähigkeit von Vitamin B1 im Dünndarm. Eine Mischung aus Behinderung der Resorption des Vitamins, der Reduzierung seiner Wirksamkeit im Stoffwechsel und der vermehrten frühzeitigen Ausscheidungsrate führen bei chronischem Alkoholkonsum zu einem erheblichen Mehrbedarf an Vitamin B1. Das sind die Hauptgründe, warum sich bei Alkoholikern häufig Vitamin-B1-Mangelsymptome einstellen.

Alkoholentzug – Vermeidung der Wernicke-Enzephalopathie durch Vitamin B1

Häufig legen Alkoholiker keinen sehr großen Wert auf eine gesunde, vitaminreiche Kost. Die daraus folgende Mangelernährung in Verbindung mit dem hohen Mehrbedarf an Vitamin B1 führt meist zu einer Entleerung der körpereigenen Speicher, selbst wenn noch keine Symptome eines ausgesprochenen Vitamin-B1-Mangels erkennbar sind. Entleerte Vitaminspeicher bedeuten, dass keinerlei Puffer vorhanden sind, um eine vorübergehende Unterversorgung oder eine vorübergehende Hemmung der Aufnahme zu kompensieren.

Hier setzt eines der häufigsten Probleme für alkoholabhängige Personen an, die ihre Abhängigkeit beispielsweise durch einen ambulanten Alkoholentzug überwinden wollen. Zu Beginn der Entzugsperiode wird der Ernährung meist keine besondere Bedeutung zugemessen, so dass es mangels gefüllter Vitaminspeicher und aufgrund einer häufig anzutreffenden chronischen Gastritis sehr schnell zu Vitamin-B1-Mangelsyndromen kommen kann.

Neben den allgemeinen Symptomen wie erhöhte Reizbarkeit, Schwindel und Konzentrationsschwäche ist die Entwicklung einer Wernicke-Enzephalopathie gefürchtet. Die Gehirnerkrankung beruht einzig und allein auf einem Mangel an Vitamin B1. Häufige Symptome sind Desorientierung, Psychosen, motorische Störungen und ungewöhnliche, unwillkürliche Augenbewegungen (horizontaler Nystagmus).

Ebenso sind motorische Reflexe häufig gestört oder fallen gänzlich aus. Die einzig mögliche Therapie besteht in einer unverzüglichen Versorgung des Gehirns mit Vitamin B1. Bei einer länger anhaltenden Wernicke-Enzephalopathie besteht die Gefahr, dass sich daraus ein Wernicke-Korsakow-Syndrom entwickelt, das zu irreversiblen Schäden im Gehirn führt. Personen mit Alkoholproblemen sollten daher unbedingt auf ausreichende Versorgung mit Vitamin B1 achten. Objektiv kann der Vitamin-Status durch eine Blutuntersuchung im Labor erkannt werden.

Das gilt besonders vor einem geplanten Alkoholentzug, um Vitamin-B1-Mangelsymptomen oder einer Erkrankung vorzubeugen. Falls gleichzeitig eine Darmerkrankung wie Reizdarm, Zöliakie oder Morbus Crohn vorliegt, empfiehlt sich eine parenterale Substitution des Vitamins durch Infusion oder durch eine intramuskuläre Injektion. Die parenterale Versorgung mit Vitamin B1 hat den Vorteil, sofort wirksam zu sein.

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Fazit: Vitamin B1 – wichtige Hilfe aber keine Therapie gegen Alkoholismus

Alkoholiker leiden sehr häufig unter einem Mangel an Vitamin B1, weil die Aufnahme des Vitamins gestört sein kann, ein hoher Zusatzbedarf besteht und eine erhöhte Ausscheidungsrate ungenutzten Thiamins zusätzlich den möglichen Mangel verschärfen kann. Es darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B1 zwar enorm wichtig ist, dass das Vitamin aber lediglich dazu dient, bereits bestehende Vitamin-B1-Mangelerkrankungen zu heilen oder ihnen vorzubeugen.

Das Vitamin hilft nicht zur Vorbeugung vor anderen Erkrankungen wie Leberentzündungen und ähnliches. Auch hilft das Vitamin B1 nicht, die Alkoholabhängigkeit zu überwinden. Es sollte klar sein, dass die ausreichende Versorgung mit Vitamin B1 lediglich eine notwendige, begleitende Maßnahme bei alkoholabhängigen Menschen handelt. Die Vitamintherapie kann niemals eine bestehende Alkoholabhängigkeit beseitigen oder einen Alkoholentzug ersetzen.

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