Studien und Erkenntnisse zu Vitamin B1
Inhaltsverzeichnis
Zahlreiche wissenschaftliche Studien und Untersuchungen belegen die Zusammenhänge zwischen bestimmten Krankheiten und Mangel an Vitamin B1 im Organismus. Aus den Studien und Untersuchungen geht allerdings meist nicht hervor, ob die entsprechende Erkrankung durch den Mangel an Thiamin verursacht wurde oder ob der Mangel eine Folge der Erkrankung ist.
Aufgrund der zentralen Funktionen, die Vitamin B1 im gesamten Organismus in jeder Zelle übernimmt, gibt es sehr viele verschiedene Erkrankungen, die durch einen Mangel an Thiamin verursacht werden oder aufgrund der Unterversorgung mit Vitamin B1 einen ungünstigen Verlauf nehmen. Andererseits werden in diesen Fällen beeindruckende Erfolge durch Erhöhung der Vitamin-B1-Konzentration erzielt. In vielen Fällen empfiehlt sich eine Behandlung mit dem fettlöslichen und gut resorbierbaren Benfotiamin. Es handelt sich um eine Vorstufe des Thiamins, das vom Körperstoffwechsel leicht in das bioaktive Vitamin umgewandelt werden kann.
Studie in Bezug auf das Nervensystem
Schmerzhafte Nervenentzündungen, die mit einem Mangel an Thiamin assoziiert sind, werden häufig durch einen ungenügend behandelten Diabetes verursacht oder sind Folge eines übermäßigen langzeitigen Alkoholkonsums. Deshalb beziehen sich Studien über die Behandlung von Neuropathien mit Vitamin B1 meist auf Fälle, die mit Diabetes oder Alkoholismus assoziiert sind. Der Diabetologe Prof. Hilmar Stracke erklärt, dass eine europaweite Studie unter Leitung des britischen Forschers Paul Thornalley gezeigt habe, dass ein korrekt eingestellter Blutzucker zur Vorbeugung nicht ausreicht. Eine ausreichende Versorgung mit Thiamin sei ebenso essenziell zur Vermeidung der gefürchteten Neuropathie. In vielen Fällen sei es sogar empfehlenswert, auf das leichter resorbierbare fettlösliche Benfotiamin auszuweichen.
Link zur Studie:
https://www.presseportal.de/pm/61937/1509049
Studie in Bezug auf Demenz und Morbus Alzheimer
Demenzerkrankungen wie Alzheimer sind immer mit einem eingeschränkten Glykosestoffwechsel assoziiert. Es ist dabei noch nicht vollständig verstanden, ob der reduzierte Glukosestoffwechsel Ursache der Erkrankung oder dessen Folge ist. In einer Studie über Funktion und Störung des mitochondrialen Glukosestoffwechsels bei einer Neurodegeneration kommt G. E. Gibson, Burke Medical Research Institute, Ney York, 2013 zu dem Schluss, dass der klinische Schweregrad einer Demenz stark mit dem Rückgang des Glukosestoffwechsels korreliert. Gibson zieht Parallelen Neuropathien, die durch Diabetes verursacht werden. Bei Diabetes-Patienten kann beispielsweise Benfotiamin, eine fettlösliche Vorstufe von Vitamin B1, Thiamin-abhängige Enzyme so aktivieren, dass sich im Tierexperiment Plaques bei Neuropathien teilweise zurückbilden. Er schlägt daher vor, Benfotiamin als eine sichere und ungefährliche Behandlungsmethode zur Umkehrung des Krankheitsprozesses bei Alzheimer.
Link zur Studie:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22982063
Studie in Bezug auf Diabetes
Im Mai 2013 wurden die Ergebnisse einer randomisierten Doppelblindstudie veröffentlicht, die den Einfluss von hochdosiertem Vitamin B1 auf Patienten mit gestörtem Zuckerstoffwechsel untersuchen sollte. Unter Leitung von Alaei Shahmiri, Curtin University, Perth, Australien, erhielten 12 Patienten, die entweder an Diabetes Typ 2 erkrankt waren oder deren Zuckerstoffwechsel einer Vorstufe der Zuckerkrankheit entsprach. Bei den Patienten, die oral mit hochdosiertem Vitamin B1 versorgt wurden, verbesserten sich die Insulin- und Glukosewerte signifikant gegenüber den Patienten der Placebogruppe.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass oral eingenommenes hochdosiertes Vitamin B1 bei Menschen mit gestörtem Zuckerstoffwechsel einem Diabetes Typ 2 vorbeugen oder zumindest den Prozess dahin verlängern kann. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen über die Wirkung von Vitamin B1 bei Diabetes kommen zu vergleichbaren Ergebnissen. Auch bei schmerzhaften Nervenentzündungen, die durch Diabetes verursacht werden, wirkt sich eine Behandlung mit Thiamin positiv aus.
Link zur Studie:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23715873
Fallbeschreibung in Bezug auf Beriberi
Beriberi ist eine Vitamin-B1-Mangelerkrankung, die durch einseitige Ernährung oder durch andere Faktoren ausgelöst werden kann. Weil die Erkrankung kaum noch in epidemiologischer Form anzutreffen ist, existieren auf wissenschaftlichem Gebiet hauptsächlich Fallbeschreibungen, die die positiven Effekte einer Beriberi-Behandlung mit Vitamin B1 belegen. Im März 2018 wurde in der Zeitschrift „Medicine“, Baltimore, USA, ein Bericht eines gravierenden Falles von Beriberi in China veröffentlicht.
Bei einem Patienten wurden gravierende Symptome der feuchten Beriberi mit schwerwiegendem Verlauf diagnostiziert. Dem Patienten wurden unverzüglich 100 mg Thiamin intramuskulär injiziert und weitere unterstützende Maßnahmen durchgeführt. Bereits nach 12 Stunden besserten sich die meisten Symptome und die Herztätigkeit zeigte im Ultraschall bereits deutliche Verbesserungen. Die chinesischen Autoren der Fallbeschreibung kommen zu der Empfehlung, bei Verdacht auf Vorliegen einer feuchten Beriberi unverzüglich mit einer parenteralen Thiamin-Behandlung durch Injektion oder Infusion zu beginnen.
Link zur Studie:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29489643
Studie in Bezug auf Alkoholerkrankungen
Bei Alkoholikern ist das Auftreten des Wernicke-Korsakow-Syndroms (WKS) bekannt. Objektiv macht sich das WKS durch punktförmige Blutungen im Gehirn bemerkbar. In akuter Phase kommt es meist zu einem vollständigen Gedächtnisausfall und zum Unvermögen, neue Gedächtnisinhalte aufzubauen. Ambrose ML, University of Melbourne, Australien, veröffentlichte im Januar 2001 die Ergebnisse seiner Doppelblindstudie an 107 Personen, die sich einer Entziehungskur unterzogen.
Sie wurden per Zufallsgenerator in 5 Gruppen eingeteilt, die mit verschieden starken Dosierungen von Vitamin B1 durch intramuskuläre Injektionen behandelt wurden. Unter Eliminierung der Einflüsse von Alter, Dauer der Alkoholabhängigkeit, Menge des täglichen Alkoholkonsums stellte sich heraus, dass die Gruppe, die mit der höchsten Dosierung behandelt wurde, hinsichtlich Gedächtnisleistung am meisten profitierte.
Link zur Studie:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11198705
Studie in Bezug auf Depressionen
Seit einiger Zeit besteht die Vermutung, dass der Thiaminstatus positiv mit der psychischen Grundstimmung korreliert. Unter der Leitung von Geng Zhang, Institute for Nutritional Sciences, Shanghai, China, wurde eine Untersuchung an über 1.500 zufällig ausgewählter Personen im Alter von 54 bis 70 Jahren durchgeführt.
Es wurden jeweils Parameter, die den Thiaminstatus abbilden, mit einer Reihe von qualitativen und quantitativen Depressionssymptomen verglichen und korreliert. Von den über 1.500 weiblichen und männlichen Teilnehmern zeigten etwa 11 Prozent Symptome einer Depression. Es fand sich eine hohe reziproke Korrelation zwischen der Thiaminkonzentration außerhalb der Erythrozyten und der Stärke depressiver Symptome. Eine niedrige Vitamin-B1-Konzentration korreliert mit einem hohen Depressionsgrad. Es geht aus der Studie nicht hervor, ob ein niedriger Thiaminstatus Ursache oder Folge der depressiven Symptome sind.
Link zur Studie:
https://academic.oup.com/jn/article/143/1/53/4569792
Studie in Bezug auf systolische Herzschwäche
Bei Patienten mit systolischer Herzschwäche ist in der Regel mit einer niedrigen Vitamin-B1-Konzentration assoziiert. In einer Metaanalyse randomisierter und Placebo kontrollierter Doppelblindstudien über die Wirkung von Thiamin auf die Herzleistung von Personen mit systolischer Herzinsuffizienz wurde der Einfluss von Vitamin B1 untersucht.
An der 2013 veröffentlichten Studie unter Leitung von J. Ochsner, University of Queensland, waren weltweit 5 verschiedene Institute beteiligt. In zwei Gruppen mit jeweils 38 Teilnehmern erhöhte sich die Auswurfleistung der linken Herzkammer signifikant gegenüber der Auswurfleistung in der Placebo-Gruppe. Möglicherweise geht der festgestellte Vitamin-B1-Mangel bei den Patienten nicht ursächlich auf die Erkrankung zurück, sondern ist Folge einer künstlichen Entwässerung durch das Diuretikum Furosemid.
Link zur Studie:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/243579969
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