Vitamin B6 ein Helfer gegen Diabetes?
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Diabetes mellitus gehört heutzutage zu den großen Volkskrankheiten. Im Rahmen einer aktuellen Studie stellte das Robert-Koch-Institut fest, dass 7,2 Prozent aller erwachsenen Deutschen an dieser chronischen Stoffwechselkrankheit leiden. Weltweit sind rund 350 Millionen Menschen von Diabetes betroffen, Tendenz steigend. Wird die Krankheit nicht rechtzeitig erkannt, droht eine Schädigung der Blutgefäße und der Nerven. Zahlreiche Studien zeigen, dass die regelmäßige Einnahme von Vitamin B6 den Blutzuckerspiegel normalisiert und vor den lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen von Diabetes schützen kann.
Vitamin B6 hemmt die gefährliche Glykierung von Proteinen
Die Glykierung (Glykation) stellt einen chemischen Prozess dar, der für den menschlichen Körper bedrohliche Folgen haben kann. Biochemiker verstehen unter diesem Begriff die Reaktion zwischen Kohlenhydraten (Zucker) und Eiweißen (Proteinen) oder Fetten (Lipiden) ohne die Beteiligung von Enzymen. Das Reaktionsprodukt trägt auch die Bezeichnung AGE (Advanced Glycation Endproduct).
Obwohl die Lebensmittelindustrie AGEs heutzutage Farbstoffe und Geschmacksverstärker einsetzt, weisen neuere Forschungsergebnisse darauf hin, dass diese Biomoleküle maßgeblich an der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nierenkrankheiten beteiligt sind. Bei körpereigenen (endogenen) Glykierungen laufen die Reaktionen vor allem im Blutkreislauf ab.
Da Diabetiker einen erhöhten Glukosespiegel im Blut aufweisen, sind sie anfälliger für die Bildung von AGEs und deren Anreicherung im Körper. Als Folge kommt es zu vermehrten Schädigungen von Zellen und Geweben. Durch die Glykierung des Hämoglobins in den roten Blutkörperchen entsteht HbA1c, das als wichtiger Laborwert bei Diabetes gilt. Der HbA1c-Wert ermöglicht die Abschätzung des durchschnittlichen Blutzuckers der letzten 8 bis 12 Wochen.
Als vor mehr als 10 Jahren eine Gruppe von Wissenschaftlern entdeckte, dass Vitamin B6 (Pyridoxamin) die Bildung von AGEs hemmt, interessierte sich auch die Diabetesforschung für das vielseitige Biomolekül. Inzwischen konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden, dass Pyridoxamin für einen schnellen Abbau von Glucose sorgt. Somit senkt der Vitalstoff hohe Blutzuckerspiegel auf effektive Weise und fängt gleichzeitig die gefährlichen freien Radikale ab, die bei Diabetikern vermehrt auftreten.
Vitamin B6 kann den gefürchteten Spätfolgen von Diabetes entgegenwirken
Chronisch Kranke haben einen deutlich höheren Bedarf an Vitaminen, Mineralien und sonstigen Nährstoffen als gesunde Menschen. Häufig ist es nicht möglich, die notwendigen Vitalstoffe über die Ernährung aufzunehmen. Bei Diabetikern kommt hinzu, dass Vitamin B6 und andere wasserlösliche Vitamine in großen Mengen über den Urin ausgeschieden werden. Dadurch entsteht bereits nach kurzer Zeit ein Vitamindefizit, das die Krankheit weiter fortschreiten lässt. Je ausgeprägter die Insulinresistenz umso größer ist der Vitamin B6 Mangel mit seinen berüchtigten Folgen.
Der lebenswichtige Vitalstoff spielt unter anderem eine entscheidende Rolle beim biochemischen Umbau der Aminosäure Tryptophan in das Glückshormon Serotonin. Ohne eine ausreichende Vitamin B6 Konzentration verläuft dieser Prozess unvollständig, sodass sich vermehrt schädliche Zwischenprodukte wie die Xanthurensäure bilden. Da Xanthurensäure die Wirkung von Insulin herabsetzt, kommt es zu einer weiteren Erhöhung des Blutzuckerspiegels, der durch Medikamente nur schwer beherrschbar ist.
Erhöhte Blutzuckerwerte begünstigen die gefährlichen Spätfolgen bei Diabetes. Neben Arterisklerose und Bluthochdruck sind bei den Betroffenen vor allem die Gefäßschäden (Mikroangiopathie) gefürchtet. Dazu gehören Schädigungen der Nerven (diabetische Neuropathie), des Herzmuskelgewebes (diabetische Kardiomyopathie), der Augennetzhaut (diabetische Retinopathie), der Nieren (diabetische Nephropathie) sowie der Füße (diabetisches Fußsyndrom).
Eine Nahrungsergänzung mit Vitamin B6 Kapseln, Tabletten oder Tropfen kann die Mangelsituation beseitigen und den Zuckerspiegel im Blut normalisieren. Dadurch verringert sich das Risiko lebensbedrohlicher Komplikationen. Der vielseitige Vitalstoff kurbelt darüber hinaus die Produktion von Serotonin an, wodurch das seelische Gleichgewicht wieder hergestellt wird. Neben Vitamin B6 ist für Diabetiker die regelmäßige Einnahme der Vitamine B1, B3, B12, C, D, E sowie der Mineralstoffe Zink und Magnesium empfehlenswert.
Wirkung von Vitamin B6 bei Schwangerschaftsdiabetes
Schwangerschaftsdiabetes gilt als eine der häufigsten Begleiterkrankungen in einer Schwangerschaft. Mehreren Studien zufolge sind über fünf Prozent der schwangeren Frauen davon betroffen. Charakterisiert ist der Schwangerschaftsdiabetes durch ein vorübergehendes Auftreten hoher Blutzuckerwerte, die sich nach der Geburt des Kindes wieder normalisieren. Die Ursache der Erkrankung liegt in einer zu geringen Insulinproduktion während der Schwangerschaft. Als Folge steigt der Blutzuckerspiegel sowohl im Organismus der werdenden Mutter als auch im Körper des ungeborenen Kindes an.
Um den gefährlich hohen Zuckergehalt aus dem Blut zu entfernen, stellt der Stoffwechsel des Embryos größere Mengen an Insulin her. Der überschüssige Zucker lagert sich in Form von Fett im Gewebe ab, wodurch das Baby stark an Größe und Gewicht zulegt. In der frühen Phase der Schwangerschaft können hohe Blutzuckerwerte Fehlbildungen des Fötus nach sich ziehen. Ohne eine entsprechende Therapie kommt es im weiteren Verlauf nicht selten zu Organstörungen des ungeborenen Kindes.
Eine Studie an 13 Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes konnte nachweisen, dass Vitamin B6 den Blutzuckerspiegel effektiv senkt. Jede der Teilnehmerinnen wurde zwei Wochen lang mit 100 Milligramm Vitamin B6 pro Tag behandelt. Sowohl der Glucosetoleranztest (Zuckerbelastungstest) als auch der Blutzuckerspiegel verbesserten sich während dieser Zeit deutlich. Dieser Effekt trat auf, obwohl die Insulinkonzentration bei den meisten Frauen unverändert blieb oder sogar leicht abnahm.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei den meisten Fällen von Schwangerschaftsdiabetes ein Vitamin B6 Mangel vorliegt. Die regelmäßige Gabe des Vitalstoffs kann den Stoffwechsel verbessern. Die Autoren der Studie vermuten, dass niedrige Vitamin B6 Spiegel die biochemischen Prozesse (Stoffwechselwege) im Organismus verändern. Als Folge kommt es zu einer Verringerung der biologischen Aktivität des Insulins.
Fazit: Vitamin B6 optimiert die Stoffwechsellage und kann ein Fortschreiten von Diabetes aufhalten
Die Wirksamkeit von Vitamin B6 bei Diabetes wurde durch zahlreiche Studien belegt. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass bei Diabetikern der Vitamin B6 Gehalt in allen untersuchten Geweben deutlich niedriger ist als bei gesunden Personen. Als Folge entsteht eine ungünstige Stoffwechsellage, die das Fortschreiten der Krankheit begünstigt.
Die Wirkung von Vitamin B6 haltigen Nahrungsergänzungsmitteln beruht bei Diabetes vor allem auf der Regulierung des Blutzuckerspiegels. Der Vitalstoff reduziert erhöhte Glucosewerte und wirkt einer Hemmung von Insulin durch körpereigene Abbauprodukte entgegen. Das Ergebnis ist ein stabiler Zuckerspiegel im Blut. Dadurch wird der Körper effektiv vor schädlichen AGEs geschützt, die sich aufgrund von Glykierungsreaktionen bilden und für die Spätfolgen von Diabetes mitverantwortlich sind.
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