Vitamin B6 bei Histaminintoleranz
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Nach Schätzungen von Experten ist rund ein Prozent der deutschen Bevölkerung von einer Histaminintoleranz betroffen. Die größte Patientengruppe bilden Frauen zwischen dem 35. und dem 45. Lebensjahr. Da die Symptome nicht eindeutig sind, wird die richtige Diagnose oft erst nach zahlreichen Arztbesuchen gestellt. In mehreren Studien haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass eine Nahrungsergänzung mit Vitamin B6 bei Histaminintoleranz helfen kann.
Was ist eine Histaminintoleranz?
Histamin gehört zu den biologisch hochwirksamen Biomolekülen. Aus chemischer Sicht stellt es ein biogenes Amin dar und ist ein Abbauprodukt der Aminosäure Histidin. Das kälte- und hitzestabile Teilchen erweitert unsere Blutgefäße, ist an körpereigenen Abwehrreaktionen beteiligt und zählt zu den Wachstumshormonen. Darüber hinaus steuert es die Produktion der Magensäure, spielt eine wichtige Rolle als Neurotransmitter im zentralen Nervensystem und kann die Lernfähigkeit verbessern. Da das Biomolekül viele lebenswichtige Funktionen ausübt, muss unser Organismus die Histaminkonzentration im Blut und in den Körperzellen exakt regulieren. Ein zu viel kann unterschiedliche Symptome hervorrufen, die als Histaminintoleranz bezeichnet werden.
Genau genommen ist dieser Ausdruck irreführend. Gemeint ist keine echte Allergie oder Unverträglichkeit des Biomoleküls, sondern ein hoher Histaminspiegel. Dieser kann auf zwei Arten entstehen: eine verstärkte körpereigene Produktion oder der Verzehr histaminreicher Nahrungsmittel. Während frische Lebensmittel kleine Histaminmengen enthalten, können ausgereifte Käsesorten, Rotwein, Salami, Sauerkraut sowie ein lange gelagerter Fisch beträchtliche Konzentrationen aufweisen. In Schokolade und Ananas kommt zwar nur eine geringe Histaminmenge vor. Beide Nahrungsmittel sind jedoch in der Lage, das Biomolekül aus den Mastzellen im Darm freizusetzen (Histaminliberatoren).
Im Zusammenhang mit den Symptomen der Histaminintoleranz treten keine Immunreaktionen auf. Da der IgE-Antikörper nicht gebildet wird, bezeichnet die Medizin den Prozess als Pseudoallergie. Der wesentliche Unterschied zu einer echten Allergie besteht darin, dass die Wirkung von der aufgenommenen Menge abhängt (Dosis-Wirkungskurve). Wer unter einer Histamintoleranz leidet, verträgt in der Regel geringe Mengen histaminhaltiger Lebensmittel. Je mehr Histamin der Betroffene aufnimmt, umso gravierender äußern sich die Beschwerden. In vielen Fällen treten sie zeitverzögert auf und werden gar nicht mit den verzehrten Nahrungsmitteln in Verbindung gebracht.
Die wichtigsten Symptome einer Histaminintoleranz sind:
- Kopfschmerzen, Migräne
- Rötungen und Schwellungen der Haut, Ekzeme, Juckreiz
- Husten, laufende Nase, Atembeschwerden bis zu asthmaähnlichen Zuständen
- Übelkeit, Blähungen, Durchfall, Verstopfungen, Bauchkrämpfe, Erbrechen
- Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, hoher Blutdruck, aber auch niedriger Blutdruck und Schwindel
Wodurch entsteht eine Histaminintoleranz?
Menschen, die gesund sind, vertragen normalerweise ohne Probleme größere Mengen histaminhaltiger Lebensmittel. Der Grund dafür liegt in dem körpereigenen Enzym Diaminoxidase (DAO), das einen Histaminüberschuss schnell abbaut. Eine Histaminintoleranz tritt dann auf, wenn die DAO in zu geringer Konzentration vorliegt oder nicht richtig arbeitet. In beiden Fällen ist der Abbau des Histamins aus der Nahrung nicht mehr gewährleistet, sodass sich das Biomolekül im Blut anreichert. Wenn eine bestimmte Schwelle überschritten wird, kommt zu den beobachteten Symptomen.
Zu den häufigsten Gründen für einen Diaminoxidase-Mangel zählen:
- Defizit an lebenswichtigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen
- Schädigungen oder Störungen der Darmschleimhaut (Leaky Gut Syndrom)
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Zöliakie
- genetische Ursachen
Frauen weisen wesentlich häufiger einen DAO-Mangel auf als Männer. Die Symptome der Histaminintoleranz nehmen oft nach der Menopause zu. Während der Schwangerschaft verschwinden die Beschwerden in vielen Fällen. Der Grund liegt darin, dass der Organismus der werdenden Mutter die DAO-Konzentration auf den dreifachen Wert erhöht. Wissenschaftler vermuten, dass dadurch der Embryo vor der unerwünschten Wirkung des Histamins geschützt werden soll. Nach der Geburt normalisiert sich der DAO-Gehalt im Körper und die Symptome der Histaminintoleranz kehren häufig zurück.
Aufgaben von Vitamin B6 bei Histaminintoleranz
Um den Histaminabbau effektiv zu bewerkstelligen, benötigt die Diaminoxidase verschiedene Vitamine und Mineralstoffe. Sie dienen als wichtige Bestandteile oder Cofaktoren des Enzyms und müssen in ausreichend hohen Konzentrationen im Blut vorhanden sein. Ein Mangel an Vitamin B6, Vitamin B12, Kupfer, Eisen, Vitamin C oder Magnesium bewirkt eine verminderte DAO-Aktivität. Darüber hinaus sorgen Defizite an Zink und Mangan dafür, dass Histamin vermehrt im Darm freigesetzt wird. Vitamin B6 nimmt verschiedene Aufgaben im Zusammenhang mit dem Enzym Diaminoxidase wahr. Einerseits fungiert der lebenswichtige Vitalstoff als Cofaktor beim Histaminabbau im Körper.
Zum anderen spielt Vitamin B6 nach Ansicht von Wissenschaftlern eine wesentliche Rolle bei der Herstellung der DAO. Wenn unser Blut keine genügend hohe Vitamin B6 Konzentration aufweist, bleibt das Enzym inaktiv und ist praktisch nutzlos. Im Rahmen einer klinischen Studie an 122 schwangeren Teenagern konnten die Forscher zeigen, dass die Aktivität der DAO im Blut durch den Vitamin B6 Spiegel beeinflusst wird. Ein Mangel an diesem Vitalstoff kann eine Histaminintoleranz hervorrufen und bereits bestehende Beschwerden verstärken.
Neben der Diaminoxidase verfügt unser Organismus über ein weiteres Enzym, das für einen Histaminabbau sorgt: die Histamin-N-Methyltransferase (HNMT). Während die DAO ihre Funktion im gesamten Körper ausübt, arbeitet die HNMT innerhalb der Zellen und ist vor allem in der Leber am Abbauprozess des Histamins beteiligt. Die HNMT benötigt als Cofaktor das Biomolekül S-Adenosylmethionin (SAM), das nur mithilfe von Vitamin B6 hergestellt werden kann. In einer Studie wiesen die Wissenschaftler nach, dass die HNMT-Aktivität von einer ausreichenden Konzentration an Vitamin B6 abhängt.
Fazit: Vitamin B6 kann die Symptome bei Histaminintoleranz verbessern
Vitamin B6 hat einen wesentlichen Einfluss auf die Aktivität der Diaminoxidase und der Histamin-N-Methyltransferase. Beide Enzyme sorgen für einen raschen Abbau von Histamin außerhalb und innerhalb unserer Körperzellen. Somit beugen sie einem Histaminüberschuss mit seinen teilweise gravierenden Folgen vor. Eine gute Versorgung mit Vitamin B6 haltigen Nahrungsergänzungsmitteln kann die Beschwerden bei einer Histaminintoleranz so weit verringern, dass sich die Betroffenen wieder gesund fühlen.
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