Treten bei der Supplementierung von Folsäure Nebenwirkungen auf?
Inhaltsverzeichnis
- Ab welcher Dosierung von Folsäure können Nebenwirkungen auftreten?
- Folsäure – mögliche Nebenwirkungen bei hoher Überdosierung
- Folsäure kann Vitamin-B12-Mangel überdecken
- Gewichtszunahme durch Folsäure?
- Welche Wechselwirkungen mit Medikamenten sind zu beachten?
- Fazit: Folsäure macht nicht dick und zeigt nur selten Nebenwirkungen
Folsäure gehört zu den wasserlöslichen B-Vitaminen. Das Vitamin hat eine zentrale Bedeutung als Coenzym im C1-Stoffwechsel, also in der Übertragung von Molekülgruppen, die jeweils ein Kohlenstoffatom enthalten wie beispielsweise Kohlendioxid (CO2). Das Vitamin ist essenziell und muss über die Nahrung zugeführt werden. Essenzielle Stoffe sind deshalb in der Regel frei von Nebenwirkungen. Das trifft auch auf Folsäure zu. Weil es sich um ein wasserlösliches Vitamin handelt, wird zu viel Folsäure normalerweise über die Nieren mit dem Urin problemlos ausgeschieden.
Allerdings kann eine außerordentliche und lang anhaltende Überdosierung zu seltenen oder sehr seltenen Nebenwirkungen führen. Häufiger noch als Nebenwirkungen sind Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten oder anderen Substanzen zu beobachten, die im Einzelfall Beachtung erfordern. Deutlich gravierender als eine Nebenwirkung aufgrund einer anhaltenden Überdosierung treten Mangelerscheinungen zutage, wenn der Stoffwechsel nicht auf eine ausreichende Menge an Folsäure zurückgreifen kann. Folsäure gibt es als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Tabletten oder als Arzneimittel in verschiedenen Darreicheungsformen.
Ab welcher Dosierung von Folsäure können Nebenwirkungen auftreten?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) geht davon aus, dass ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung aufgrund ungünstiger Ernährungsgewohnheiten in Bezug auf Folsäure mangelernährt ist. Für gesunde Erwachsene wird eine tägliche Zufuhr von 300 Mikrogramm empfohlen. Für Frauen mit Kinderwunsch werden 550 Mikrogramm und während der Schwangerschaft 800 Mikrogramm empfohlen.
Eine tägliche Aufnahme von dauerhaft weit über 1.000 Mikrogramm hat keinen zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen, auch nicht zur Vorsorge gegen kardiovaskuläre Erkrankungen, gegen Neuralrohrdefekte bei Neugeborenen oder zur Senkung des Homocysteinspiegels im Blut. Eine dauerhafte Aufnahme von weit mehr als 1.000 Mikrogramm Folsäure täglich ist zu viel und erhöht das Risiko einer unerwünschten Nebenwirkung.
Folsäure – mögliche Nebenwirkungen bei hoher Überdosierung
Die seltenen aber möglichen Nebenwirkungen von Folsäure beruhen meist auf Erfahrungswerten. Durch welche fehlgeleiteten Stoffwechselvorgänge sie letztlich verursacht werden, ist meist nicht hinreichend erforscht. Es handelt sich im Zusammenhang mit Folsäure um sehr komplexe Vorgänge. Das Provitamin Folsäure muss erst im Körper zu dem wirksamen Tetrahydrofolat (THF) umgewandelt werden, um biochemisch als Coenzym aktiv zu werden. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Sodbrennen können auch völlig andere Ursachen zugrunde liegen. Folgende Auflistung beschreibt die wichtigsten Symptome, die bei Dosierungen, die zu hoch sind, beobachtet wurden:
- Übelkeit mit Störungen im Magen-Darm-Trakt mit Blähungen, Verstopfung oder Diarrhö
- allgemeine Schlafstörungen, unter Umständen auch Albträume
- allgemeiner Erregungszustand und Kopfschmerzen
- Depressionen
- Allergie mit Hautausschlag und Juckreiz (sehr selten)
- Atembeschwerden mit Luftnot (sehr selten)
Häufig wird in Gesundheitsforen behauptet, dass durch Folsäure eine Allergie mit Hautveränderungen wie Pickel oder Hautausschlag durch Folsäure verursacht werden könne. Für diese Annahme finden sich in der Literatur allerdings keine belastbaren Hinweise. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die beschriebenen Hautveränderungen auf einer anderen Ursache beruhen, wenn die empfohlene Dosierung nicht zu hoch ist. Falls aber die Hautveränderung durch einen Mangel an Folsäure hervorgerufen wurde, wirkt sich eine zusätzliche Einnahme von folsäurehaltigen Mitteln sogar positiv auf die Beschaffenheit der Haut aus.
Folsäure kann Vitamin-B12-Mangel überdecken
Folsäure fördert als Coenzym Zellerneuerung und Zellteilung sowie die DNA-und RNA-Synthese. Folsäure wird häufig mit Erfolg zur Behandlung bestimmter Anämien wie die megaloblastäre Anämie herangezogen. Die Ursache für diese Art von Blutarmut kann aber auch ein Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin) sein. B12 wird im Stoffwechsel unter anderem bei sämtlichen Zellteilungsprozessen – auch bei der Blutbildung – benötigt.
Falls die Blutarmut auf einem Mangel an Cobalamin beruht, hilft die Supplementierung mit Folsäure trotzdem, um die Anämie zu verbessern. Allerdings wird dann der eigentliche Grund, der Mangel an Vitamin B12 sozusagen kaschiert, und es besteht die Gefahr, dass er nicht erkannt wird, so dass es in der Folge zu gravierenden B12-Mangelerscheinungen kommen kann.
Gewichtszunahme durch Folsäure?
In einigen Gesundheitsforen, besonders in solchen, die sich mit Kinderwunsch und Schwangerschaft beschäftigen, hält sich hartnäckig die Befürchtung, dass die Einnahme folsäurehaltiger Mittel mit einer ungewollten Gewichtszunahme verbunden sei. In vielen Fällen lassen sich die überflüssigen Pfunde bei Kinderwunsch auf das Absetzen der „Pille“ zurückführen, die den Hormonhaushalt kräftig durcheinander bringen kann. Für die Annahme, dass eine Gewichtzunahme durch die Einnahme von Folsäure verursacht werde, konnte durch wissenschaftliche Studien bisher nicht belegt werden. Auch die Annahme, dass die unterstützenden Eigenschaften der Folsäure bei der Zellerneuerung und Zellteilung zu einer vermehrten Bildung von Fettzellen mit entsprechender Einlagerung von Fett führen würde, konnte bisher nicht belegt werden.
Welche Wechselwirkungen mit Medikamenten sind zu beachten?
Die positiven Eigenschaften von Folsäure bei puncto Zellteilung und bei der Synthese von DNA und RNA können bei bestimmten medikamentösen Krebsbehandlungen kontraproduktiv sein. Insbesondere kann die Wirkung von Zytostatika, die das Wachstum der Tumorzellen eindämmen oder gänzlich unterbinden sollen, durch hohe Gaben von Folsäure abgeschwächt werden.
Das Gleiche gilt für einige Chemotherapeutika, die gegenüber der Folsäure eine antagonistische Wirkung entfalten. Auch die Wirkung von Arzneimitteln gegen Krampfleiden wie Antiepileptika kann durch die gleichzeitige Verabreichung von Folsäure abgeschwächt werden. Andererseits können auch bestimmte Medikamente wie das Breitbandantibiotikum Chloramphenicol eine Folsäure-Supplementierung unwirksam machen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Patienten mit Folsäure-Mangelerscheinungen das bestimmte Antibiotikum nicht nehmen sollten.
Fazit: Folsäure macht nicht dick und zeigt nur selten Nebenwirkungen
Folsäure gehört zu den essenziellen B-Vitaminen und ist deshalb normalerweise nebenwirkungsfrei. Erst bei dauerhafter Überdosierung von mehr als 1.000 Mikrogramm täglich kann es zu seltenen oder sehr seltenen Nebenwirkungen kommen. Eine dauerhafte Überdosierung der Folsäure bringt keinen zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen – auch nicht im Bereich der Vorsorge. Wichtig ist die Beachtung möglicher Wechselwirkungen der Folsäure mit bestimmten Medikamenten wie Zytostatika und anderen Antagonisten des Vitamins.
Eine Supplementierung von Folsäure kann die Wirkung der Zytostatika und anderer Medikamente herabsetzen. Aber auch der umgekehrte Fall kann eintreten, wenn bestimmte Medikamente die Eigenschaften und Wirkungen der Folsäure reduzieren. Bestimmte Arzneistoffe können die Folsäure-Supplementierung nahezu wirkungslos machen, so dass ein etwaiger Folsäuremangel nicht ausgeglichen werden kann.
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