Vitamin B12 spielt eine entscheidende Rolle bei der Blutbildung
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Für die Blutbildung benötigt der menschliche Organismus ein eingespieltes Team aus Vitamin B12 und anderen Vitalstoffen. Wenn wir über längere Zeit nicht genügend Cobalamin aus der Nahrung aufnehmen, droht eine Blutarmut mit lebensbedrohlichen Komplikationen.
Vitamin B12 und seine Funktion bei der Blutbildung
Zellen, die sich mit dem Blutstrom durch unseren Körper bewegen, haben eine begrenzte Lebensdauer. Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) werden im Durchschnitt alle 30 bis 90 Tage ersetzt. Bei den Blutplättchen (Thrombozyten) erfolgt der Austausch bereits nach drei bis zehn Tagen. Innerhalb kurzer Zeit reifen im Knochenmark die Blutkörperchen aus den Stammzellen heran. Unser blutbildendes System stellt täglich mehrere Milliarden der lebensnotwendigen Blutzellen her.
Um den roten Blutfarbstoff Hämoglobin aufzubauen, benötigt der Organismus neben Vitamin B12 und Folsäure auch das Spurenelement Eisen. Vitamin B12 besitzt bei diesem Prozess eine zweifache Wirkung: Einerseits nimmt der wertvolle Vitalstoff eine zentrale Funktion bei der Teilung und Entwicklung von Vorläuferzellen unserer Erythrozyten wahr. Zum anderen sorgt Vitamin B12 dafür, dass der Körper Tetrahydrofolat (THF), die biologisch aktive Form der Folsäure, aus Methylfolat herstellen kann.
Da THF an der Bildung aller roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen beteiligt ist, braucht der Organismus ständig große Mengen dieses lebenswichtigen Vitalstoffs. Damit die Blutbildung reibungslos abläuft, muss das Zusammenspiel von Vitamin B12, THF, Eisen und zahlreichen weiteren Biomolekülen im Körper gewährleistet sein.
Ein ausgeprägter Vitamin B12 Mangel hat gravierende Folgen für die Blutbildung
Gemeinsam mit Folsäure nimmt Vitamin B12 eine wichtige Aufgabe bei der Vervielfältigung unseres Erbguts (DNA) wahr. Eine Unterversorgung mit Cobalamin hat deshalb nicht nur eine negative Wirkung auf die Erneuerung von Gewebestrukturen und Organen. Auch die Blutbildung wird dadurch beeinträchtigt. Wenn die Mangelsituation für längere Zeit besteht, kommt es zu einer Anämie (Blutarmut), die tödliche Folgen haben kann. Bei der Blutarmut aufgrund eines Vitamin B12 Defizits handelt es sich um eine sogenannte megaloblastäre Anämie. Die Krankheit ist dadurch gekennzeichnet, dass die roten Blutkörperchen stark vergrößert sind und wesentlich mehr Hämoglobin-Moleküle enthalten.
Warum produziert der Körper diese unnatürlichen Erythrozyten? Bei einer deutlichen Unterversorgung mit Vitamin B12 bleibt die Entwicklung der roten Blutkörperchen aufgrund der gestörten DNA-Bildung im Anfangsstadium stecken. Die Vorläuferzellen reifen im Knochenmark zu Megaloblasten heran und verändern sich im Blut anschließend zu vergrößerten Megalozyten („Mega-Erythrozyten“). Megalozyten sind nicht mehr in der Lage, Sauerstoffmoleküle zu transportieren, sodass es mit der Zeit zu einem Sauerstoffdefizit im gesamten Körper kommt.
Eine Vitamin B12 Mangelanämie äußert sich zu Anfang typischerweise durch folgende Symptome:
- blasse Haut
- chronische Müdigkeit
- Leistungsabfall
- beschleunigter Herzschlag
- Verdauungsstörungen
- glatte, entzündete Zunge
- Kollapsneigung
Neben einer chronischen Magen- oder Darmentzündung zählen eine falsche Ernährungsweise sowie ein erhöhter Cobalaminbedarf (bei dauerhaftem Stress, Schwangerschaft und Stillzeit) zu den Hauptursachen der Mangelanämie. Auch Medikamente (Antibiotika, Säureblocker, Mittel gegen Epilepsie) sowie die regelmäßige Zufuhr von Alkohol oder Drogen begünstigen die Entstehung einer Blutarmut. Die perniziöse Anämie (Morbus Biermer) stellt einen Sonderfall der Vitamin B12 Mangelanämie dar.
Bei dieser Autoimmunerkrankung produziert der Organismus in den Belegzellen des Magens nicht genügend Intrinsic Factor. Der Intrinsic Factor ist ein körpereigenes Transportprotein, das Vitamin B12 aus dem Darm in die Blutbahn überführt. Ohne eine ausreichend hohe Konzentration dieses Vehikels im Dünndarm können wir nur geringe Mengen des wertvollen Vitalstoffs über die Nahrung aufnehmen, sodass es schnell zu einer Mangelsituation kommt.
Wirkung von Folsäure und Eisen bei einer Vitamin B12 Mangelanämie
Hausärzte stellen die Diagnose Vitamin B12 Mangelanämie oder perniziöse Anämie anhand charakteristischer Laborwerte. Typischerweise sind MCH (mittleres korpuskulares Hämoglobin) und MCV (mittleres korpuskulares Volumen) deutlich erhöht, während der Vitamin B12 Spiegel im Blutserum stark vermindert ist. MCV und MCH liefern somit Hinweise darauf, ob die roten Blutkörperchen genügend Sauerstoff transportieren können. Aus diesem Grund bezeichnen Labormediziner diese Werte als Erythrozyten-Indizes. Leider erweist sich die Diagnosestellung einer Vitamin B12 Mangelanämie oft als schwierig.
Einerseits ist der verwendete Serumtest in den meisten Fällen ungenau und liefert nur bei einem ausgeprägten Cobalamindefizit ein aussagekräftiges Ergebnis. Darüber hinaus beeinflusst die Einnahme von künstlich hergestellter Folsäure das Resultat. Wenn größere Mengen an synthetischer Folsäure verzehrt werden, produziert der Körper Tetrahydrofolat ohne die Mithilfe von Vitamin B12. Trotz eines vorhandenen Mangels an Cobalamin bleibt in diesem Fall das Blutbild unauffällig. Mit anderen Worten: Durch eine Nahrungsergänzung mit Folsäure kann ein eventuell vorhandenes Vitamin B12 Defizit maskiert werden.
Aus diesem Grund sollten Anwender vor der Einnahme eines Folsäurepräparats unbedingt einen MMA Urintest oder einen Holo-TC Bluttest durchführen. Auch ein Eisenmangel verdeckt ein Defizit an Vitamin B12. Wenn zu wenig Eisen im Körper vorliegt, sinkt der MCH-Wert. Bei einer kombinierten Cobalamin- und Eisenmangelanämie ist MCV im Blut erhöht und MCH erniedrigt. Wird zugleich ein normaler Vitamin B12 Spiegel gemessen, kommt es häufig zu einer Fehldiagnose. Umgekehrt maskiert ein Defizit an Folsäure und Cobalamin einen eventuell vorhandenen Eisenmangel. Bei der Therapie einer ausgeprägten Vitamin B12 Mangelanämie sollte der behandelnde Arzt deshalb auch den Eisenspiegel im Auge behalten.
Fazit: Vitamin B12 steuert die Blutbildung und beugt der Entstehung einer Anämie vor
Neben Eisen und Folsäure übt Vitamin B12 eine zentrale Funktion bei der Herstellung der roten Blutkörperchen aus. Der lebensnotwendige Vitalstoff ist für die Teilung und Reifung der Vorläuferzellen verantwortlich, aus denen sich in wenigen Tagen die Erythrozyten entwickeln. Darüber hinaus überführt Vitamin B12 die im Körper gespeicherte Folsäure in ihre aktive Form Tetrahydrofolat. Bei einer dauerhaften Unterversorgung kann Cobalamin seine Aufgaben nicht erfüllen und es kommt zu einer Störung der Blutbildung. Es droht eine Vitamin B12 Mangelanämie mit ihren ernsten Folgen für die Gesundheit.
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